Pädagogik

Das Kind in der ersten Entwicklungsstufe

Kinder durchschreiten in ihrer Entwicklung vier Entwicklungsstadien, die jeweils ca. 6 Jahre dauern, wobei die erste und die dritte Entwicklungsperiode noch einmal unterteilt werden. Jede dieser Entwicklungszeiten hat verschiedene Aufgaben, Voraussetzungen und Fragen und braucht daher auch eine neue „vorbereitete Umgebung“. Sie sind so stark voneinander zu unterscheiden, dass Maria Montessori von „Der Entwicklung als Aufeinanderfolge von Geburten“ sprach. Gemeinsam ist ihnen, dass Kinder auf jeder Stufe offen für das neue Lernen sind, jede Stufe bestimmte Schwerpunkte und Zeiten, und jedes Kind seinen eigenen Lernrhythmus hat.

Was passiert in der ersten Entwicklungsperiode und wie können wir im Kinderhaus darauf antworten? Physisch machen die Kinder einen großen Gestaltwandel (vom Baby zum Kleinkind) durch. Der zweite große Gestaltwandel erfolgt erst wieder in der Pubertät. Geistig entwickelt sich das Kind vom unbewusst absorbierenden Schöpfer (0 – 3), zum bewusst lernenden Arbeiter (3 – 6). Die großen Fragen die Kinder stellen sind: „Was?“ und „Wie?“ Psychisch entsteht in dieser Zeit das Ich- Bewusstsein. Die Persönlichkeit bildet sich, – die Kinder brauchen erste Erfahrungen in der Gruppe.

In dieser ersten Entwicklungszeit sind auch die sensiblen Phasen grundgelegt. Die sensiblen Phasen sind Zeiten, in denen Kinder für bestimmte Eindrücke sehr empfänglich sind. Auf den Gebieten Ordnung, Bewegung und Sprache liegen in dieser Zeit die besonderen Interessen. Mühelos lernen sie ihre Muttersprache (oder eine zweite Sprache), entwickeln sich vom liegenden Säugling zum laufenden, gehenden, hüpfenden Kleinkind, kommen vom ersten Greifen zum Zeichnen und Schreiben, sie lernen Strukturen kennen und entwickeln ein System der äußeren und inneren Ordnung.

Der absorbierende Geist hilft ihnen bei dieser besonderen Form des frühkindlichen Lernens. Wie ein Schwamm Wasser aufsaugt, so integrieren Kinder die Eindrücke die sie machen sofort in ihrer Persönlichkeit. Sie sortieren nicht nach gut oder böse, geeignet oder ungeeignet, wodurch uns Erwachsenen eine große Verantwortung erwächst. Wir entscheiden, welche Erfahrungen Kinder in diesem Alter machen.

 

Unsere pädagogische Antwort

Kinder entdecken in diesen ersten sechs Jahren sich, die Familie und die Welt um sie herum. Diese Begegnungen mit der nahen Umgebung ermöglicht den Kindern ein Hineinwachsen in ihre jeweilige Kultur. Sowohl der kulturelle Hintergrund der Familie als auch die Kultur des Landes in dem sie leben, werden Teil ihrer Persönlichkeit. Dabei wollen wir sie unterstützen, indem wir ihnen reale Dinge aus einer realen Welt geben. Nur auf Basis dieser Grunderfahrungen und des Kennenlernens der Umgebung über die Hand und die Sinne, kann sich später die Imagination und Vorstellungskraft bilden. Abstraktes Denken wird erst mit Ende dieser Entwicklungsperiode möglich.

Zu viel Phantasie lenkt von der Wirklichkeit ab und ist der kindlichen Entwicklung in diesem Alter nicht dienlich. Das heißt für uns, dass die vorbereitete Umgebung eine klar begrenzte aber gleichzeitig reichhaltige und reale Welt bereitstellt. Kinder erfahren hier auch eine klare Ordnung und Regeln die ihnen Sicherheit geben. Die Montessori- Materialien nehmen in dieser vorbereiteten Umgebung einen wichtigen Stellenwert ein. Die Arbeit mit diesen Materialien ist Kernstück unserer Angebote im Kinderhaus.

Die Kinderkrippe und der Kindergarten arbeiten mit unterschiedlichen Materialien. Die Materialien der Kinderkrippe sind besonders dazu gemacht, das Kind zur Unabhängigkeit zu begleiten. Sprache, Sorge für sich selbst und Bewegung sind dabei die zentralen Themen. Die Materialien des Kinderhauses fächern sich auf verschiedene Bereiche auf, wobei diese Bereiche untereinander vernetzt sind. Diese Materialien gliedern sich in

  1. Übungen des praktischen Lebens
  2. Sinnesmaterialien
  3. Materialien zur Sprache und Schrift
  4. Mathematische Materialien
  5. Materialien zu Natur und Kultur

Klicken Sie hier für weitere Informationen zu den Entwicklungsmaterialien. Alle Materialgruppen bieten zusätzliche Arbeiten die dem Kind einen „Ausblick in die Welt“ ermöglichen und Vorbereitung auf die „kosmische Erziehung“ in der Schule darstellen. Die Materialien sind für die Kinder jederzeit verfügbar und ermöglichen ihnen die Freiheit der Wahl.