„Die sensiblen Phasen der Kinder sind unsere Wegweiser.“
Was lernen Kinder in einem Montessori- Kindergarten?
„Maria Montessori stellte bei ihrer Arbeit mit Kindern fest, dass es in der kindlichen Entwicklung Phasen gibt, in denen das Kind eine besondere Empfänglichkeit, eine besondere Bereitschaft für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten hat.
Bewegung, Sprache und Ordnung sind die drei großen sensiblen Phasen in der frühen Kindheit.
Einige Beispiele aus dem Bereich der Bewegung
Kinder perfektionieren und üben ihre Groß- und Feinmotorik in einem Montessori- Kindergarten mit folgenden Übungen (kleiner Ausschnitt).
- Material tragen:
Geübt werden Balance, Muskelspannung, Auge – Hand Koordination, dabei Bewegung durch den Raum, ohne an andere anzustoßen und ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. (Raumorientierung ist Vorerfahrung zur Geometrie)
- Gehen auf der Linie: Auf einer Linie balancieren (Ferse an Zehe).
Gleichgewicht halten bei langsamen genauen Bewegungen.(Schnelligkeit, die beim Gleichgewicht halten hilft, fällt hier weg) Bewegungen über die Körpermitte (Verbindung der beiden Hirnhälften)
- Gehen auf der Linie mit Gegenstand:
Zusätzlich etwas auf den Händen oder Kopf balancieren.
- Bewegung im Garten und Turnsaal: Das eigene Gewicht spüren, Höhen überwinden, plötzlich anhalten………….
Zusätzliche Sportangebote und vieles, vieles mehr.
Üben der Handmotorik
• Schütt- und Löffelübungen
Da diese Übungen dargeboten werden und ein genauer Ablauf befolgt werden soll, sind sie mit „Sand spielen“ nicht vergleichbar.
Geübt werden Muskelspannung der Hand und der Finger die zum Schreiben notwendig sind (dabei aufrecht am Sessel sitzen), freie Beweglichkeit der Gelenke, Schreibrichtung, Auge-Hand Koordination, Lesebewegung der Augen…….
• Drei- Finger- Griff: Pinzetten, Pipettenübungen – Stifthaltung wird hier geübt.
Die Großmotorik bewusst zu üben und zu perfektionieren ist wichtig um sich auf die Feinmotorik konzentrieren zu können.
Wenn Kinder ihre ganze Aufmerksamkeit brauchen um im Gleichgewicht auf einem Sessel sitzen zu können, bleibt ihnen wenig Energie für alles andere z.B: schreiben, aufpassen, zuhören, nachdenken, einem Ablauf folgen…
Die Basis für die Schule, ist eine gute, abgeschlossene, Bewegungsentwicklung mit ausgereiften großmotorischen Bewegungsabläufen.
In der Groß- und Feinmotorik sicher sein ist ein großer Schritt zur Selbstständigkeit.
Bewegungsentwicklung geht auch immer Hand in Hand mit Sprachentwicklung.
Einige Beispiele aus dem Bereich der Sprachförderung
Sprache wird natürlich immer, im täglichen Umgang miteinander geübt.
Wir bemühen uns darum, dass Kommunikation auch gut funktioniert.
Dazu müssen wir uns körperlich (gleiche Höhe) und auch sprachlich auf die Kinder einstellen.
Wir begleiten Handlungen mit Sprache, wir benennen Eindrücke, wir sind Sprachvorbild.
Sprache ist sehr eng mit Emotionen verbunden, daher bessern wir nicht aus.
Wir bemühen uns immer und bewusst um ein „gutes Verstehen“.
Im Montessori- Kindergarten wird besonderer Wert auf „gutes Hören“ gelegt
Damit Kinder später wissen welchen Buchstaben sie schreiben sollen, müssen sie ihn zuerst einmal hören, und zwar als einzelnen Buchstaben in einem ganzen Wort. Sie müssen auch ein ganzes Wort aus einem gesprochenen Satz isolieren.
(Dass das nicht selbstverständlich ist, merken wir, wenn wir einer Fremdsprache folgen. Wann hört ein Wort auf, wann fängt das nächste an?)
Lautschulung ist daher ein zentrales Angebot an unsere Kinder.
Wir haben dafür viel Material vorbereitet.
Nachweislich haben Kinder mit einer guten Lautschulung später weniger Schwierigkeiten beim schreiben lernen.
Lautschulung beginnt mit 3 Jahren, also nicht kurz vor der Schule.
Genaues Hören üben ist Thema der sehr jungen Kinder.
Das Sinnesmaterial ermöglicht es den Kindern, Sinneseindrücke in Worte zu fassen.
Das Besondere an diesem Sinnesmaterial ist, dass es immer nur einen Sinn anspricht und isoliert. Die Kinder erfahren keine Ablenkung und können sich auf genau diesen einen Sinn konzentrieren und ihn üben.
• Materialien zur Wortschatzerweiterung
• Material zum Finden von einzelnen Lauten, Überbegriffen…
• Wir beschäftigen uns auch spielerisch mit Satzbau, Wortarten und Grammatik.
Die dritte, große, sensible Phase in der ersten Entwicklungsperiode ist die der Ordnung
Ordnung erfahren, gibt Sicherheit. „Die Welt ist in Ordnung“ müssen Kinder in diesem Alter als wahr erleben können um sich später auf kleinere und größere Wagnisse einlassen zu können und um Fehler nicht als Bedrohung zu erleben.
Sprache ist Ordnung.
Mathematik ist Ordnung.
Schrift ist Ordnung.
Das Leben, die Welt, das Universum ist Ordnung.
Wir sind ein Teil dieser Ordnung.
Wie erleben die Kinder Ordnung in einem Montessori- Kindergarten?
• Zeitliche Ordnung:
Eine fixe Tagesstruktur, Arbeitsstruktur (wie fang ich an, wie arbeite ich, wie höre ich auf).
Rituale
Beginn und Ende einer Arbeit (Spiel) – Aufbau von Arbeitshaltung
• Räumliche Struktur:
Geordnete, ästhetische, vorbereitete Umgebung (ich finde immer das Gleiche am selben Platz)
Was ist wo erlaubt? Arbeitsplatz, Esstisch, Garderobe….
• Soziale Ordnung:
Fixe Gruppe; authentische, sichere Erwachsene
Stellung des Erwachsenen in der Gruppe.
Stellung des Kindes in der Gruppe.
.
Freunde finden, Hilfe holen, jemandem folgen…..
• Werteordnung:
feste Regeln (sie schwingen nicht einfach so mit, sondern sind bewusster Bestandteil unseres Lebens miteinander. Sie werden besprochen)
Ein Wertebewusstsein, ein Wissen über „gut und böse“ wird im Kindergartenalter erst aufgebaut. Da gehört auch gelegentlich Streit dazu.
Kinder brauchen viel Gespräche und Erfahrungen zu diesem Thema. Dazu müssen sie sich in einer Gruppe gut sozial und emotional eingebettet und sicher fühlen.
Sie müssen selber gut sein können. Diese Sicherheit geben wir ihnen im Umgang miteinander.
Du bist gut.
Du bist wichtig.
Du kannst etwas bewirken.
Du bist Teil von uns.
Jetzt gilt es auf den Erfahrungen, die sie in Sicherheit und in einer anregenden Umgebung gemacht haben, aufzubauen.
Fertigkeiten die sie gelernt haben werden in der Schule zielgerichtet eingesetzt.
Sie gehen einen Schritt weiter aus der Begegnung mit der realen Welt in die Vorstellung über die Welt.
Im Kinderhaus und in der Kleinkinder- Gemeinschaft wird das Fundament gelegt.
Stellen sie sich vor, sie sind 20 Jahre alt. Wie viel von ihrem momentanen Wissen und Können, schätzen sie, haben sie im jeweiligen Alter erworben?
Auflösung:
1 – 3 Lebensjahren | 40% |
3 – 6 Lj | 30% |
Summe: | =70% |
6 – 10 Lj | + 10% |
10 – 16 Lj | + 15% |
16 – 20 Lj | + 5% |